Mat. XII: Biokraftstoffe aus Algen-Biomasse

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siehe auch: Haupttext / 3. u. 4. Generation mit allg. Übersicht und weiteren Aufgaben
Aus stilistischen Gründen schließt der Begriff „Algen“ an einigen Stellen auch die Cyanobakterien mit ein.
Es ist nicht unbedingt notwendig, jeden der im Folgenden genannten Teilprozesse genau zu verstehen. Das Wesentliche und Typische, das die 3. Generation der Biokkraftstoff-Herstellung ausmacht, sollte verstanden werden.

Das folgende Fließschema kann nur vereinfacht und verallgemeinernd sein, da

  • sowohl Mikro- oder Makroalgen, aber auch Cyanobakterien betroffen sein können und
  • es u.a. in Abhängigkeit von der Zielsetzung eine große Vielfalt von Forschungs- und Entwicklungswegen gibt.

Dennoch sollten die folgende Abbildung und die sich daran anschließenden Ausführungen dazu beitragen, über den zukünftigen Stellenwert der Nutzung von Algen-Biomasse für die Biokraftstoff-Herstellung zu diskutieren.


Biokraftstoffe aus Algen-Biomasse / Fließschema

Biokraftstoffe Algen

Abb. Mat. XII-1 Herstellung von Biokraftstoffe aus Algenbiomasse (schematisch und vereinfacht)

Biokraftstoffe aus Algen-Biomasse / Erläuterungen

Artenauswahl

Bestimmte Mikroalgen und Cyanobakterien sind in der Lage, besonders gut Lipide aufzubauen. Damit werden sie u.a. für die Biodiesel-Herstellung interessant. Andere Mikroalgen, wie auch viele Makroalgen, zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders viel Kohlenhydrate aufbauen und speichern. Deren Biomasse wird bevorzugt für die Bioethanol- oder Biogas-Herstellung genutzt. Vor allem für die Herstellung spezifischer Neben- bzw. Kopplungsprodukte spielt manchmal auch der Proteingehalt der Algen-Biomasse eine zusätzliche Rolle, wie z.B. bei der Produktion von Futtermitteln.

Um zu einer Entscheidung zu kommen, welche Algenart letztlich für die Kultivierung infrage kommt, müssen umfangreiche experimentelle Vorarbeiten geleistet werden.
Diese betreffen zum einen die sogenannte biochemische Optimierung.  Dabei geht es zunächst darum, Stoffwechselprozesse  – Auf-/Abbauvorgänge und daran beteiligte Enzyme – zu analysieren. In diesen Zusammenhängen werden die Leistungsbereiche der untersuchten Organismen für verschiedenste Umweltfaktoren ermittelt. Beispiele sind die Lichtintensität, die Lichtwellenlänge, der Gas- und Salzgehalt im umgebenden Milieu oder der Bedarf an Nährsalzen.

Auch wenn es in diesem Kontext häufig um die Ermittlung von Toleranzbereichen bzw. ökologischer Potenz geht (siehe AW 5a „Ein besonderes Diagramm – die Toleranzkurve “) so ist hier nicht immer der optimale Bereich derjenige, der erstrebenswert ist.
Ein Widerspruch?! Nein, Tatsache ist, dass manche Algen z.B. die Lipidproduktion bzw. Fettsäureausbeute bei „Stress“ steigern. Dabei kann es sich sowohl um eine bewusst herbeigeführte Begrenzung an Nährsalzen, z.B. Stickstoff, als auch um die eigentlich ungünstigere Werte in Hinblick auf die Temperatur oder den Salzgehalt handeln. Besonders gut wurden diese Phänomene bei Chlamydomonas reinhardtii (1), Chlorella sorokiniana (2)  und Microcystis panniformis / Cyanobakt. (3) untersucht (Abb. Mat XII 6-8).

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-6 1 (EM)

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-7 2 (EM)

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-8 3 (Kultur)

Um die experimentell ermittelten Bedürfnisse einzusetzender Algen- und Cyanobakterien weiter zu verbessern und dauerhaft für die Produktionsprozesse verfügbar zu machen, bedarf es weiterer Arbeitsschritte. Es handelt sich dabei um Maßnahmen der klassischen Züchtung und/oder der gen- und biotechnischen Optimierung.
Vereinfacht ausgedrückt werden im ersten Fall die vererbbaren Eigenschaften von Organismen einer Art durch Vermehrung und Auswahl beeinflusst bzw. verändert. Dadurch erhält man schließlich Organismen einer Art, die den gewünschten Anforderungen besser entsprechen als die Ausgangsorganismen. Zugrunde liegen natürliche Prozesse, die allerdings durch die gezielte Förderung von Mutationen, z.B. durch Strahlung oder Chemikalien, beeinflusst werden können. Dieses Vorgehen ist grundsätzlich bei Makro- und Mikroalgen sowie bei Cyanobakterien anwendbar. Nicht ganz einfach zu handhaben sind dabei allerdings die teilweise recht komplizierten Fortpflanzungs- und Vermehrungsstrategien dieser Organismen.

Für die gen- und biotechnische Optimierung von Mikroalgen und Cyanobakterien ist die Aufklärung der Gensequenz des zu optimierenden Organismus Voraussetzung. Erst durch Veränderung von Teilen der Gensequenz durch eine Vielzahl von heute zur Verfügung stehende Methoden (siehe auch AB 15_2.3)  steht letztlich ein „neuer“ gewünschter Organismus zur Verfügung. Zu wichtigen Methoden gehören u.a. die Zufallsmutagenese, der Einsatz von CRISPR/Cas-Methode, aber auch der Gentransfer mithilfe von Agrobacterium tumefaciens.

In diesen Zusammenhängen wird intensiv daran geforscht, wie zu vermeiden ist, dass so optimierte Algen und Cyanobakterien in der Umwelt Schäden anrichten können (siehe auch AB Mat. XIV).

Bei Makroalgen werden gen- und biotechnologische Methoden nicht verwendet, sondern allenfalls die klassische Züchtung. Aber auch hier müssen umfangreiche Versuche zur biochemischen Optimierung durchgeführt werden, bis man sich entschließt, die gewählte Makroalgenart (= auch Seetang oder Kelp) für die Gewinnung von Biokraftstoff und weiteren Stoffen einzusetzen. Ein Großteil dieser Versuche findet im Freiwasser, d.h. in der Regel im Meer statt.

Die besonderen Vorteile der Makroalgen liegen darin, dass

  • nicht um Süßwasser bzw. überhaupt um Wassermengen konkurriert werden muss;
  • keine zusätzliche Düngung, wie bei Mikroalgen oder Cyanobakterien notwendig ist;
  • keine Lebensräume kultiviert werden müssen, d.h. keine direkte oder indirekte Landnutzung stattfindet (siehe hier);
  • damit positive Auswirkungen auf die Biodiversität zu erwarten sind, weil ein Makro-Algenwald (= Kelp-Forest) sehr viele ökologische Nischen bietet.

Eine häufig ausgewählte Makroalge ist der Riesentang Macrocystis pyrifera. Er gehört zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen und seine Lebensbedingungen sind weitgehend aufgeklärt.

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-2
Spirulina (Cyanobakt.)

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-3
Blasentang (Makroalge)

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-4
Dunaliella (einzellige Grünalge)

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-5
Callophyllis (mehrzellige Rotalge)

Kultivierung

Für die Kultivierung von Mikroalgen und Cyanobakterien werden neben Teichsystemen vermehrt Fotobioreaktoren eingesetzt. Im ersten Fall besteht direkter Kontakt mit der Luft, im zweiten ist das System gegenüber der Umwelt geschlossen.

Die bereits bei der Artenauswahl ermittelten und festgelegten Rahmenbedingungen für eine optimale Leistung der einzusetzenden Organismen müssen technisch umsetzbar sein. In beiden Systemen muss u.a. dafür gesorgt werden, dass die Kulturen zur Schaffung einer einheitlichen Umgebung (Lichtmenge, Gasmenge und -art) ständig durchmischt werden, immer eine festgelegte Düngermenge (= Nährsalze) zugeführt und auch Abwasser entsorgt wird. In Versuchen wird erprobt, bestimmte Abwässer als Düngergrundlage zu nutzen oder spezifische Abgase zur CO2-Versorgung einzusetzen.
Ein weiteres großes Problem – hauptsächlich in Teichsystemen – ist die Gefahr der Infektion der verwendeten Organismen mit schädigenden Bakterien. Für Teichsysteme gilt es zudem zukünftig den teilweise hohen Bedarf an frischem Süßwasser zu senken.

Bei Makroalgen bzw. dem Kelp-Forest entfallen die zuvor genannten Probleme. Allerdings gibt es auch hier Hindernisse, die überwunden werden müssen. So können die Makroalgen nur genutzt werden, wenn sie verankert sind. Zu groß wäre das Risiko, dass sie sonst ins offene Meer abtreiben würde.

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-9 Macrocystis pyrifera

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-10 „Makroalgen-Aufzug“

Mit zunehmender Entfernung von der Wasseroberfläche nimmt die Intensität der Sonnenstrahlung ab. Demzufolge wachsen die Makroalgen nur bis in eine Tiefe von ca. 20 – 50 Metern. Gleichzeitig befinden sich aber die von den Makroalgen benötigten Nährsalze eher in tieferen Wasserschichten.
Eine Lösung dieses Problems sehen Wissenschaftler darin, dass sie aufzugähnliche Verankerungen für den Seetang nutzen und damit den Seetang tagsüber bis nahe an die Oberfläche heben und nachts in nährsalzreichere Tiefen absenken (Abb. Mat. XII-10 / Film unten). Ein anderer Ansatz besteht darin, nährsalzreiches Tiefenwasser in die oberen Schichten zu pumpen. Berechtigte Kritik an beiden Wege ist der nicht geringe Energieaufwand.

https://www.youtube.com/watch?v=GJJZu8o0wRg
Unter den Stichworten „Makroalge“ oder „Kelp“ finden sich weitere kurze Youtube- Filme zu diesem Thema.
  1. Besonders ertragreiche Makroalgenarten sollen fernab ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes angesiedelt werden, um sie dort zur (Biokraft-)Stoffgewinnung zu nutzen.
    Formuliere eine Vermutung, warum es Ökologen gibt, die hier zur besonderen Vorsicht raten.
    Wenn dir dazu nichts einfällt, suche als Hilfe im Internet die Erklärung des Begriffes „invasive Art“.

Ernte

Am Ende der Kultivierung steht die Ernte der Algen. Entscheidend für die Erntetechnik ist die zukünftige Nutzung der Biomasse. Hohe Ansprüche an Reinheit werden für die eventuelle Lebensmittelherstellung erwartet, weitestgehende Trocknung speziell für die Lipidgewinnung.

Die Ernte erfolgt durch Ausflockung, Filtration, Zentrifugation, Konzentration oder durch Trocknungsverfahren. Es entsteht eine mehr oder weniger feuchte Algen-Rohmasse. Diese muss dann weiter unter den Gesichtspunkten der Ziel- und Nebenprodukte bearbeitet werden. Makroalgen können ohne größeren Aufwand dem Meer entnommen werden. Ihnen wird dann das Wasser durch Pressen oder Wärme-Trocknung teilweise entzogen.

Vorbereitung für die Verarbeitungswege

Das wesentliche Ziel dieser Vorbereitungen besteht darin, dass die in der Algenbiomasse enthaltenen Lipide, Kohlenhydrate und Proteine mithilfe physikalischer, chemischer oder biologischer Verfahren aus den Zellstrukturen freigesetzt und zugänglich gemacht  werden. Erst dann können diese energiereichen Ausgangsstoffe in einem der eigentlichen Prozesswege zur Gewinnung von Biokraftstoffen und anderen Produkten genutzt werden.

Die dabei eingesetzten Verfahren, die Zellbestandteile zu zerstören und Inhaltsstoffe zugänglich zu machen sind z.B. Mikrowellen, Ultraschall, Hitze oder Einsatz von Säuren und Laugen. Auch biologisch-enzymatische Verfahren mittels Mikroorganismen können eingesetzt werden. So produzieren zum Beispiel bestimmte Pilze Enzyme aus der Gruppe der Cellulasen, die die Zellwände der Algen aufbrechen. Insbesondere der Einsatz von Mikroorganismen kostet viel Zeit und ist zudem sehr kostenintensiv.
Die Biomasse der Makroalgen wird in der Regel zerkleinert bzw. gemahlen und dann den endgültigen Prozesswegen zugeführt.
Im Rahmen dieser Vorbereitungen können auch Wege für die Gewinnung einer Reihe von Neben- / Kopplungsprodukten sowohl für Mikro-, Makroalgen und Cyanobakterien eingeleitet werden.

Prozesse zur Herstellung der Haupt- und Nebenprodukte

Es gibt zwei Hauptstränge mit verschiedenen Teilsträngen, um energiereiche Endprodukte und verschiedenste Nebenprodukte herzustellen:

  • Der biochemische oder chemische Umbau der Biomasse mündet in Verfahren der Biokraftstoff-Herstellung wie in der 1. Generation. Endprodukte sind Biogas / Biomethan (hauptsächlich bei Makroalgen), Bioethanol oder Biodiesel (hauptsächlich bei Mikroalgen oder Cyanobakterien).
    (siehe Mat. III – Mat. VI u. Mat. IX)
  • Der thermochemische Umbau (Pyrolyse, Gasifikation) der Biomasse mündet in Verfahren, die der Biokraftstoff-Herstellung in der 2. Generation entsprechen. Um entsprechende Endprodukte zu erhalten, wird mit jeder Art von Algenbiomasse experimentiert. (siehe Mat. VIII)
  • Die nach dem Prinzip einer Algen-Raffinerie hergestellten Neben- und Kopplungsprodukte sind zur wirtschaftlichen Unterstützung der eigentlich angestrebten Biokraftstoff-Herstellung von großer Bedeutung. Die Palette umfasst Füllmaterial, Dünger, Futter- und Lebensmittel, Lebensmittelzusätze, Kosmetika, diverse Chemikalien, pharmazeutische Grundstoffe, sogar Sprengstoff.

Häufig besteht nach wie vor das Problem, Algenbiomasse im industriellen Maßstab zu verarbeiten. Nicht zuletzt deshalb gibt es kaum vollständige Untersuchungen nach dem Prinzip einer Lebenszyklusanalyse (siehe hier).
Kritisch wird die Nutzung der Algenbiomasse zur Biokraftstoff-Herstellung vorwiegend in Hinblick auf die Energie- und Treibhausgasbilanzen gesehen. Gleiches gilt auch für den Düngereinsatz bei Teichsystemen sowie die Nutzung bzw. Belastung des Wasserhaushaltes.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Konkurrenz der bereits vielfach im industriellen Maßstab genutzten Wege der Biokraftstoff-Herstellung in der 1. Generation.

Zwei Dinge würde hier relativ schnell entscheidende wirtschaftliche Verbesserungen mit sich bringen: Die Nutzung von regenerativ erzeugtem Strom und die verstärkte Nutzung geeigneter Abwässer und Abgase.
Es wird weltweit daran geforscht, diese Defizite im Rahmen der Nutzung von Algenbiomasse für die Produktion von (Biokraft-)Stoffen zu reduzieren.

 


Beispiel: Biodiesel-Herstellung aus Algenbiomasse

Einen besonderen Stellenwert besitzen bestimmte Mikroalgen und Cyanobakterien in Hinblick auf die Biodiesel-Herstellung.
Verwendet werden u.a. Mikroalgen, wie z.B. die Kieselalge Nitzschia sp. oder bestimmte Arten der Grünalge Chlorella, die im Zellinneren Lipide speichern.

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-11 Chlorella

Biokraftstoffe

Abb. Mat. XII-12 Kieselalge Nitzchia sp. Fetttröpfchen

Über verschiedene gen- und biotechnologische Wege werden Veränderungen in der Fettsäuresynthese (siehe Exkurs unten) und der Speicherung von Fettsäure in der Zelle vorgenommen. Dabei wird nicht nur eine Leistungssteigerung der beteiligten Synthesen erreicht, sondern auch eine damit verbundene molekulare Umgestaltung der vorhandenen Fettsäuren angestrebt.

Für die Gewinnung von Biodiesel können die besonders lipidhaltigen Algen(-zellen) mithilfe von Mikrowellen oder Ultraschall aufgebrochen oder gepresst werden, um dann Öl zur späteren Umesterung (siehe Mat. VI) zu gewinnen.
Als Nebenprodukte fallen auch hier unterschiedlichste Stoffe an, die für die Herstellung weiterer Produkte (z.B. Biokunststoffe, Reinigungsmittel) vorwiegend in der chemischen Industrie genutzt werden.Besonders lipidhaltige Mikroalgenzellen können auch Grundlage für die Produktion von Nahrungsergänzungsmitteln oder Kosmetika sein.

Bleibt noch anzumerken, dass bei Landpflanzen, die zur Öl-Gewinnung die Produktivität wesentlich geringer ist als bei Algen. Der Ölgehalt beträgt bei Landpflanzen oft weniger als 5% , bei vielen Algen bis zu 70% der Biomasse.

Exkurs: Fettsäureaufbau und Lipidspeicherung in Mikroalgen

Die wesentlichen Schritte zum Fettsäureaufbau findet bei den grünen Pflanzen in den Chloroplasten statt. Fettsäuren sind mehr oder weniger lange Kohlenstoff-Wasserstoff-Ketten (siehe AB 1_2.2).
Das sogenannte Starter-Molekül ist Acetyl-CoA, das nach heutiger Erkenntnis zum größten Teil im Chloroplasten aus Produkten der Fotosynthese mithilfe eines Enzymkomplexes*  gebildet wird. Die Reaktionsabläufe zu seiner Bildung sind nicht vollständig aufgeklärt.

Die Synthese der Fettsäuren erfolgt im Stroma der Chloroplasten ebenfalls über eine Enzymkette, dem Fettsäure-Synthase-Komplex. Diese Enzyme sind bezüglich ihrer Struktur und Funktion sowie der bestehenden genetischen Grundlagen bekannt. Unter Verarbeitung von Kohlenstoffatomen bilden sie einfach ungesättigte Fettsäureketten bis zu einer Länge 16 oder 18 C-Atomen.
Ein Teil dieser Fettsäuren werden z.B. zu Membranlipiden weiterverarbeitet. Ein anderer Teil gelangt in das glatte Endoplasmatische Reticulum (= glattes ER). Dort bewirkt eine spezielle Enzymgruppe, die Elongasen,  eine Fettsäurekettenverlängerung mit 20 und mehr C-Atomen. Andere Enzyme katalysieren dort auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren, u.a. diejenigen, die vom Menschen nicht selbst hergestellt werden können. Als Folge weiterer enzymatischer Aktivitäten werden Fettsäuren und Glycerin zu Triglyceriden miteinander verbunden – es stehen somit Lipide zur Speicherung zur Verfügung.
Im dritten Schritt werden diese Lipide von einer einfachen Membran – entstanden aus der ER-Membran – umschlossen und als Öltröpfchen in der Zelle eingelagert. Sie dienen als Speicher für Kohlenstoff und Energie. Ihre Gewinnung ermöglicht die Verarbeitung u.a. zu Biodiesel.

Da die meisten Enzyme, die an diesen Prozessen beteiligt sind, nicht nur bezüglich ihrer Struktur und Funktion erforscht, sondern auch deren jeweils vorliegenden genetischen Grundlagen bekannt sind, können dort Änderungen vorgenommen werden. Die damit geänderten enzymatischen Abläufe können zu anderen Reaktionen und Produkten führen.
Eine Optimierung der Ölproduktion mithilfe von Algen wird somit möglich.

Bei den Cyanobakterien, verlaufen die Synthesewege in nur bedingt ähnlicher Art und Weise. Aber auch diese sind weitestgehend erforscht und dementsprechend zukünftig nutzbar.

*Enzymkomplex: Mehrere Enzyme, die in aufeinanderfolgenden Schritten verschiedene Reaktionen zwischen Substraten und Enzymen bewirken und damit eine Reaktionskette darstellen.

Biokraftstoff Algen

Abb. Mat. XII-13
Fettsäureaufbau / Lipidspeicherung

 


  1. Beschreibe und erläutere in einfachen Worten einerseits das Typische für die Herstellung von Biokraftstoffen in der 3. Generation und andererseits die verschiedenen Möglichkeiten der Produktionswege.
  2. Nenne und erläutere die Probleme, die in Zusammenhang mit der Auswahl, Kultivierung und Ernte der Algenbiomasse auftreten können.
  3. Beurteile die Biokraftstoff-Herstellung in der 3. Generation unter den Gesichtspunkten „Umwelt- und Klimaschutz“.
  4. Begründe einerseits die Notwendigkeit, in dieser Generation häufig Methoden der modernen Biologie anzuwenden (siehe AB 15_2.3) und formuliere andererseits die damit verbundenen Kritikpunkte. Lösungsansätze zu den Kritikpunkten findest du in Mat. IV.
  5. Beschreibe und erläutere die bestehenden Schwierigkeiten, Algenbiomasse in der Zukunft zu nutzen und sie konkurrenzfähig zu anderen Biokraftstoffen – insbesondere zu denen der 1. Generation – zu machen.

 

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