AB 6_2.1
Thema: Früchte können auch Beschwerden machen – Fructoseintoleranz

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Nicht so bekannt wie die Folgen der Lactoseintoleranz (AB 5_2.1) sind Beschwerden, die durch den Verzehr von Fructose – in erster Linie in Obst enthalten – ausgelöst werden und die Betroffenen in ihrer Ernährung mehr oder weniger einschränken. Fructose kommt jedoch nicht nur in Obst vor, sondern z.B. auch in Honig. Außerdem ist zu bedenken, dass Haushaltszucker (Saccharose) als Disaccharid aus einem Molekül Glucose und einem Molekül Fructose zusammengesetzt ist. Schließlich gibt es noch die in der Lebensmittelindustrie als Zusatzstoff E 420 eingesetzte Substanz „Sorbit“, die im Stoffwechsel der Leber zu Fructose umgewandelt wird.

Fructoseintoleranz http://de.wikipedia.org/wiki/Sorbit
(Zugriff: 2014-08-23)

Bei der Unverträglichkeit von Fructose muss unterschieden werden zwischen der Fructosurie oder Fructosämie und der Fructosemalabsorption. Eine weitergehende Differenzierung des Oberbegriffes „Fructoseintoleranz“ erfolgt hier nicht.

Im ersten Fall, der Fructosurie, fehlt in der Leber das Enzym Fructokinase. Der Fructoseum- und -abbau wird behindert. Dieses führt zu Störungen der Zuckerverwertung im Körper. Es kommt zur Anhäufung von Fructose im Blut und Harn. Die Beschwerden sind in der Regel gering und  nicht behandlungsbedürftig. Die Häufigkeit des Auftretens in der Bevölkerung von Deutschland liegt bei etwa 1 : 130.000.

 

Fructoseintoleranz

Abb. AB 6_2.1-1 Obst

Die Fructosemalabsorbtion (lat.: malus „schlecht“ / absorbere „aussaugen“) hat eine völlig andere Ursache, nämlich ein mehr oder weniger fehlerhaft arbeitendes Transportsystem im Dünndarm. Der Ausfall bzw. die Verminderung der Transportfähigkeit von Fructose ist selten angeboren, meisten erworben und kann nach dem Auftreten auch wieder verschwinden. Es wird oft von einer sehr individuellen „Toleranzgrenze“ gesprochen. Wahrscheinlich ist das auch ein Grund dafür, dass die Angaben zur Häufigkeit von Fructosemalabsorbtion in der Bevölkerung Deutschlands sehr uneinheitlich sind, die Werte liegen zwischen 8% und 30%. Genauer betrachtet handelt es sich um ein Transportprotein (siehe auch Kap.4), das GLUT-5-Protein, das dazu dient, Fructose aus dem Dünndarm in die Dünndarmzellen zu transportieren. Von dort gelangt die Fructose dann normalerweise weiter in das Blut. Versagt das Transportprotein GLUT-5 ganz oder teilweise, gelangen bestimmte Mengen Fruchtzucker unverdaut in den Dickdarm. Dort entzieht der Fruchtzucker aufgrund seiner osmotischen Wirkung Wasser aus dem umliegenden Gewebe, das Stuhlvolumen wird erhöht. Das Hauptproblem liegt allerdings auch hier im Stoffwechsel der im Dickdarm ansässigen Bakterien. Sie vergären die Fructose und es entstehen als Stoffwechselprodukte u.a. Kohlendioxid und Wasserstoff. Diese Gasansammlung im Dickdarm führt zu Blähungen und krampfartigen Bauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen aufgrund des Völlegefühls.
 

Beim Arzt wird nach Fructosegabe über einen Atemtest festgestellt, ob eine Fructosemalabsorbtion vorliegt. Der im Darm gegebenenfalls durch Fructose vermehrt produzierte Wasserstoff gelangt über die Darmwand in das Blut, in die Lunge und damit in die Ausatemluft. Nach Einnahme von Fructose wird in Abhängigkeit von der Zeit die Wasserstoffkonzentration in der Ausatemluft bestimmt (siehe Aufg. 2).

Bei Vorhandensein dieser Stoffwechselstörung kommt als Therapie nur ein entsprechendes Ernährungsverhalten infrage. So enthalten z.B. Äpfel, Birnen und Feigen sehr viel Fructose, Banane dagegen deutlich weniger. Auch bei Gemüsesorten sind die Unterschiede groß.

Die Aufnahme des Disaccharides Saccharose ist in vielen Fällen nicht so problematisch. Das liegt daran, dass Fructose in bestimmtem Umfang einen zweiten Aufnahmeweg in die Darmzellen nehmen kann. Es erfolgt gewissermaßen eine „passive“ Aufnahme von Fructose, indem es zusammen mit anderen Molekülen, vor allem Glucose, in die Dünndarmzellen eingeschleust wird (siehe auch Kap.4).
Deshalb wird von Ernährungswissenschaftlern ein bestimmtes Verhältnis von Glucosegehalt zu Fructosegehalt in Lebensmitteln – möglichst > 1 : 1 – als durchaus positiv angesehen.

Auf verpackten Lebensmitteln muss die Fructosemenge angegeben sein. Nicht selten werden in Lebensmitteln Glucose bzw. Saccharose durch Fructose ersetzt. Die Meinungen, inwieweit das gut ist, gehen auseinander.
Die Tabelle zeigt den Glucose- und Fructosegehalt verschiedener Lebensmittel (Tab.1 AB 6_2.1).

Fructoseintoleranz

Tab.1 AB 6_2.1 Glucose-/Fructosegehalt in Obst und Gemüse (Auswahl) siehe u.a. auch:
https://www./fruktosemalabsorption/lebensmittelliste.html

 

 

 

Es gibt viele Informationen zur Unverträglichkeit von Fructose in der Literatur und im Internet. Im Internet sollte man jedoch genau hinschauen, ob es sich um Seiten handelt, die gut informieren oder nur etwas verkaufen wollen.

Falls man sich von Fructosemalabsorption betroffen fühlt, sollte man seinen/seine Hausarzt/-ärztin oder einen/ eine Ernährungsberater/in ansprechen!!
Nur dieses Arbeitsmaterial und das Internet als Informationsquelle reichen  nicht aus!

 

IconAufgabe
  1. Fasse in eigenen Worten zusammen:
    Ursache, Symptome, Diagnostik und Therapie von Fructosemalabsorption.
  2. Informiere dich über den Begriff  „Sorbitunverträglichkeit“.
  3. Beschreibe und erkläre den Verlauf der beiden Grafen in Abb. AB 6_2.1-2.
    Beziehe die darüber vorhandene Skizze mit ein deine Ausführungen ein.
Fructoseintoleranz

Abb. AB 6_2.1-2 Fructose-Atemtest mit unterschiedlichen Patientengruppen

 *ppm = 10−6 = 1 Teil pro Million = 0,0001 %

Icon_Werkzeugkasten Falls du Hilfe bei der Arbeit mit den Grafen bzw. einem Diagramm benötigst, findest du diese hier: AW 5 „Diagramme lesen und verstehen“.

 

 
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