zurück zur Übersicht: Arbeitsblätter (AB) Kapitel 2
Häufig gelten Fleisch(-produkte), Fisch(-produkte), Milch(-produkte) und Eier(-produkte) als Synonyme für die Proteinversorgung des Körpers. In der Regel ist ihr Proteingehalt hoch und die Versorgung unseres Körpers mit den notwendigen Aminosäuren in ausreichendem Maße gewährleistet. Zudem liegt es auf der Hand, dass tierische Proteine dem des Menschen ähnlicher sind als pflanzliche Proteine, da wir mit Huhn oder Schwein näher verwandt sind als mit der Sojabohne.
Aus verschiedensten Gründen ernähren sich Menschen ohne tierische Produkte zu nutzen. In Hinblick auf pflanzliche Ernährung werden in diesem Zusammenhang fast immer nur Soja(-produkte) und manchmal auch Süßlupinen genannt. Aber es sind auch andere ganz alltägliche pflanzliche Nahrungsmittel, die bei der Proteinversorgung des menschlichen Körpers – Bedarf ca. 0,8 bis 0,9 g Protein / kg Körpergewicht und Tag (siehe auch Kap. 2.3) – berücksichtigt werden sollten. |
|
Alle pflanzlichen Nahrungsmittel enthalten Proteine, denn Pflanzen sind Lebewesen und um alle Lebensfunktionen zu ermöglichen sind nun einmal Proteine notwendig (siehe Kap. 2.3 „Proteine – das sind fast Alleskönner“).
Der (Gesamt-)Proteingehaltes bei verschiedenen Gemüse- und Obstsorten ist sehr unterschiedlich (Abb. AB 7_2.3-3). |
Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt (siehe Kap. 2.3), hat das menschliche Erbgut im Laufe der Evolution die (Erb-) Informationen zur Herstellung bestimmter Aminosäuren im eigenen Stoffwechsel verloren. Aminosäuren, die im menschlichen Körper nicht aufgebaut werden können, müssen zwingend über die Nahrung in ausreichender Menge aufgenommen werden. Diese Aminosäuren werden als „essenzielle Aminosäuren“ bezeichnet.
Ein Blick auf die Aminosäurezusammensetzung pflanzlicher Nahrung wird damit notwendig und sinnvoll, um im Rahmen der Ernährung nicht nur die Aufnahme einer ausreichenden (Gesamt-)Proteinmenge, sondern auch die Versorgung mit den verschiedenen essenziellen Aminosäurenmengen sicherzustellen. Die folgende Tabelle zeigt den Gehalt essenzieller Aminosäuren (= Aminosäureprofil) verschiedener pflanzlicher Nahrungsmittel .
|
essenzielle empfohlene Aufnahme |
Thr | Lys | Val | Leu | Iso | Phe | Try | Met | His |
15 | 30 | 26 | 39 | 20 | 25 | 4 | 10 | 10 | |
Sojabohne (frisch) | 368 | 578 | 483 | 798 | 494 | 483 | 95 | 126 | 263 |
Leinsamen (frisch) | 976 | 952 | 1366 | 1582 | 1098 | 1220 | 415 | 488 | 512 |
Kidneybohnen (frisch | 884 | 1591 | 1017 | 1655 | 906 | 1149 | 199 | 243 | 619 |
Walnuss (frisch) | 418 | 302 | 634 | 950 | 547 | 533 | 130 | 173 | 288 |
Haferflocken (ungekocht) | 376 | 426 | 689 | 865 | 576 | 627 | 138 | 163 | 213 |
Basmatireis (ungekocht) | 266 | 260 | 458 | 587 | 321 | 342 | 68 | 123 | 109 |
Brunnenkresse (frisch) | 99 | 11 | 99 | 150 | 90 | 73 | 33 | 21 | 40 |
Rosenkohl (frisch) | 142 | 187 | 169 | 200 | 182 | 125 | 45 | 45 | 93 |
Broccoli (frisch) | 116 | 155 | 158 | 158 | 129 | 119 | 33 | 43 | 56 |
Kartoffel (frisch) | 71 | 118 | 108 | 118 | 84 | 88 | 29 | 31 | 31 |
Tomate (frisch) | 27 | 36 | 24 | 35 | 24 | 24 | 8 | 6 | 13 |
Banane (frisch) | 38 | 58 | 58 | 84 | 38 | 35 | 18 | 9 | 77 |
Apfel (frisch) | 8 | 15 | 12 | 16 | 10 | 9 | 2 | 3 | 6 |
Thr (=Threonin), Lys (=Lysin), Val (=Valin), Leu (=Leucin), Iso (=Isoleucin), Phe (=Phenylalanin), Try (=Tryptophan), Met (=Methionin), His (=Histidin) Tab.1 AB 7_2.3 Beispiele pflanzlicher Nahrungsmittel (100g) und ihr Gehalt an essenziellen Aminosäuren in mg Datenquelle: https://www.naehrwertrechner.de/ (Zugriff: 2019-05-05) |
Jedes pflanzliche Nahrungsmittel enthält neben Proteinen auch die beiden anderen Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fette) zu sehr unterschiedlichen Anteilen. So enthalten zwar Bohnen reichlich Proteine und selbst Kartoffeln zeigen ein noch positiv zu bewertendes Aminosäureprofil, aber beide Nahrungsmittel besitzen auch einen relativ hohen Gehalt an Kohlenhydraten. Viele Nüsse und Samen mit guten Aminosäurewerten enthalten dagegen viel Fett. Ein hoher Gehalt an Kohlenhydraten bzw. ein hoher Fettgehalt sind jedoch nicht unbedingt erwünscht, führen sie doch bei unzureichender Aktivität zur Bildung bzw. zum Wachstum von Fettzellen. Also muss auch in dieser Hinsicht ein sachlich kritischer Blick auf pflanzliche Nahrungsmittel geworfen werden, um letztendlich zu einer entsprechenden Nahrungsmittelauswahl zu kommen.
Weitere Inhaltsstoffe pflanzlicher Nahrungsmittel, die jeweils in sehr unterschiedlicher Menge vorkommen, sind Ballaststoffe, Mineralstoffe, Vitamine und sogenannte „sekundäre Pflanzenstoffe“. Viele dieser Stoffe besitzen eine große Bedeutung für den menschlichen Körper. Allerdings gibt es auch in pflanzlichen Nahrungsmitteln Stoffe, die – vor allem in zu großen Mengen aufgenommen – nicht unbedenklich sind. Dazu gehören u.a. Oxalsäure, Solanin, bestimmte ätherische Öle und auch Phytohormone. |
|
Bei der Auswahl pflanzlicher Nahrungsmittel sollten auch diese positiv und negativ einzuschätzenden Stoffe berücksichtigt werden (siehe auch Kap. 2.4 „Wasser, Vitamine und &“).
In Zusammenhang mit gesundheitlichen Fragen des Proteinkonsums ist es schließlich wichtig, darauf hinzuweisen, dass bestimmte Proteine, sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs, Allergien auslösen können (siehe AB 11_2.3 „Proteine als Allergieauslöser – ganz schön übel“ und AB 5_2.3 „Fleischersatz – sieben Beispiele“). Zum Schluss noch ein allgemeingültiger Blick auf den Energiegehalt von Proteinen. Er entspricht dem der Kohlenhydrate. Im Unterschied zu diesem Nährstoff spielen Proteine jedoch bei der Energieversorgung des Körpers fast keine Rolle (siehe auch Kap. 2.3). Auch ein hoher Anteil von Proteinen in einem Nahrungsmittel führt nicht automatisch zu einer vermehrten Nutzung dieser Moleküle im Energiehaushalt! |
Mögliche Quellen:
|
Lösungen zu 3. und 4.:
|
Und zum Schluss … :
Beurteile zusammenfassend die Versorgung mit Proteinen bei einer Ernährung auf rein pflanzlicher Grundlage?
Nenne die Gesichtspunkte, die dabei nach deiner Meinung besondere Berücksichtigung finden müssen?
Vergleiche deine Antworten mit denen hinter dem „Klick“.
Klick:
|
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.